Arbeit & Vergnügen

Andrew Cooke, Sven Johne, Anne Lass, Georg Parthen, Corinna Schnitt

Corinna Schnitt: Zwischen Vier und Sechs, 1997

In dieser Ausstellung mit fünf künstlerischen Positionen werden die Themen Arbeit und Vergnügen gemäß ihren Erwartungen unterlaufen. Der „Arbeit“ in den gezeigten Kunstwerken ist ein lakonischer, zynischer oder erfrischend naiver Humor eigen. Hier macht Arbeit Spaß oder dient der Belustigung, auch der des Betrachters.

In Corinna Schnitts (*1964) Videoarbeit Zwischen vier und sechs begibt sich die Künstlerin gemeinsam mit ihren Eltern sonntags auf die Suche nach zu säubernden Verkehrsschildern. Mit großer Selbstverständlichkeit und Routine wird von diesem familiären Ritual berichtet und entführt in eine Parallelwelt. Man ist hin- und hergerissen, ob man dem Gezeigten, das zwischen dokumentarischen und tagebuchartigen Charakter changiert, glauben kann, oder nicht. Ebenso überraschend ist Andrew Cookes (*1972) filmischer Beitrag Performance Under Working Conditions, in dem er selbst zum technischen Arbeitgerät mutiert, um sich im Haushalt nützlich zu machen.

Die gesellschaftliche Konditionierung zur Arbeit, der Zulauf von Coaches und Therapeuten im Zuge der Zunahme von Burnouts (auch als Auszeichnung) oder Boreouts – auch von Nicht-Beschäftigten – die Stigmatisierung von Arbeitslosigkeit, aber auch die Verkündung von Muße, dem Erlernen des Nichtstuns und einer entschleunigten Lebensweise geben genug Anlass, dieses Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, die eigene Wahrnehmung in Frage zu stellen und zu erweitern. Besonders heikel ist die zu beobachtende Tendenz der Verschmelzung von Leben und Arbeit, wenn das Hobby angeblich zum Beruf wird, die Arbeit als Lifestyle und genussvolle Beschäftigung imaginiert wird und selbst im Urlaub jeder immer erreichbar ist.

Neben dem Urlaub können Orte zum Ausgleich aufgesucht werden, die Vergnügen versprechen, wie Kinos, Zirkusaufführungen, Casinos, wobei letztere ambivalenter sind. Das Vergnügen ist hier nicht unbedingt unschuldig vergnüglich. Eine amerikanische Produzentin möchte gar Kinofilme als anerkanntes Therapeutikum durchsetzen.

Georg Parthen (*1977) und Anne Lass (*1978) beobachten auf zurückhaltende und dennoch eindringliche Art Orte, die per se für Vergnügungen stehen. Georg Parthen zeigt Multiplex-Kinos, in denen kein Cineast zu sehen ist. So wirft das Gezeigte weitere Fragen auf. Anne Lass beobachtet in den Stadtteilen Berlin-Neukölln und -Wedding den Anstieg von Casinos und beschäftigt sich mit dieser Zwischenwelt, in der das Vergnügen einen Beigeschmack trägt und gewisse ganz unterschiedliche Ästhetiken zu entdecken sind. Sven Johne (*1976) hat mit der Titelgebung von The Greatest Show on Earth keinesfalls übertrieben und schraubt die Trope der Hyperbel quasi ins Unendliche.

Mit freundlicher Unterstützung von:
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